Die Reptilie Terrex gripped, wo andere Schuhe längst den Träger in die Waagerechte befördert hätten. Für heftige, kurze und mittlere Traildistanzen bei grauenhaftem (also für uns herrlichem) Matschwetter ist er ein toller, sehr verlässlicher und trockener Goretex-Laufschuh.

Adidas Terrex Boost GTXTestbericht: Adidas Terrex Boost GTX

Hersteller: Adidas
Modell: Terrex Boost GTX
Sprengung: 6 mm
Gewicht: 355g / EU 43
Damengröße: EU 39 – 47
Herrengröße: EU 39 – 47
UVP: 179,00 
Testdauer:  3 Wochen (ca. 55km)
Tester: Klaus von Brocke

Kurze Beschreibung
Was passiert, wenn man einen stabilenTrailschuh mit einem Winterreifen kreuzt? Genau, ein bomben- und winterfestes Klebemonster. Und das ist der Adidas Terrex Goretex.

Erster Eindruck und Verarbeitung
Ich gebe es ja zu: bei diesem etwas klobig, steifen Adidas Trailschuh war ich echt skeptisch. Als ein Vertreter einer älteren Generation, in der es klare, übersichtliche Entscheidungsalternativen gab, FC Bayern oder 1860er Anhänger, Märklin oder Fleischmann, Playmobil oder Playbig, Mad oder Kaputt Leser, Prince oder Michael Jackson Fan, musste ich mich als Teenager früh genug positionieren. Und da ich stets die Außenseiterposition vorzog, war ich folglich auch überzeugter Puma-Träger.  Also erstmal über meinen historischen Schatten springen und rein in den Schuh. Und das war anfangs gar nicht so einfach (sollte sich aber bessern), denn die Zunge ist schon sehr unelastisch, die Schnürung (quick lace system) griff nicht sofort (und da hab ich auch immer noch Probleme) und das ganze “Rundumgefühl” war nicht so von Komfort geprägt. Aber schließlich laufe ich ja auch mit einem Reifen an meinen Füßen. Insgesamt machte der Schuh aber einen sehr gut verarbeiteten Eindruck auf mich, fühlt sich halt nur eine wenig plastisch an.

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Passform und Schnürung
Bei meiner Kritik bezüglich der Schnürung muss ich vorsichtig sein, denn vielleicht ist ja mein Fuß so komisch geformt. Aber ich muss jedesmal beim Zuziehen mit meinen Fingern in die Schnürung rein und das tut weh und nervt. Ist man aber drin, sitzt der Terrex robust und schließt gut ab und das ist ja bei einem Goretex-Schuh sehr wichtig. Von der Dichtigkeit war ich begeistert, denn ich hab den Schuh u. a. einer vierstündigen Winterwanderung unterzogen und die Verhältnisse waren in der Skisprache ausgedrückt “bruchharschig”, d. h., ich bin mit jedem Auftritt ca. 20 cm im Schnee eingebrochen. Ich habe sogar die Schuhe ausgezogen und bin nach der Pause wieder eingestiegen und hatte relativ schnell wieder warme Füße.

Adidas Terrex Boost GTXDämpfung, Grip und Protektion
Der Schuh ist bretthart. Für ganz lange Läufe und für schwere Läufer ist er wohl weniger geeignet. Ich hab nach meiner Vierstundentour meine Archillessehnen gespürt. Aber für sehr technische, matschige oder schneeige Trails ist er schlichtweg klasse, denn durch den Untergrund hat man genug Dämpfung, da braucht man nur noch Grip, Grip und nochmal Grip. Und hier passt nur eine Beschreibung: Schiene! Ich fühlte mich wie auf Schienen. Und der Schmierstoff ist Nässe. Die Sohle greift erst so richtig, wenn der Untergrund richtig nass ist. Gib mir große, bockige Felsen und viel Regen, etwas Moos, feuchtes Gras, garniert mit kleineren Schneefeldern in den Ritzen: das ist der Lieblingsspielplatz für den Continental-Reifen, sorry Sohle. Natürlich geht diese Griffigkeit auf Kosten der Flexibilität, aber unter diesen Umständen will ich lieber Steifigkeit und Robustheit, als elfengleich herumzutänzeln.

Fazit
Die Reptilie Terrex gripped, wo andere Schuhe längst den Träger in die Waagerechte befördert hätten. Für heftige, kurze und mittlere Traildistanzen bei grauenhaftem (also für uns herrlichem) Matschwetter ist er ein toller, sehr verlässlicher und trockener Goretex-Laufschuh. Wenn Adidas in der nächsten Generation noch den “Aufbau” etwas komfortabler konstruiert und den Schuh für uns Old-school Trailrunner in der Schnürsenkelvariante herausbringt, dann muss ich wohl von meinem Kindheitsidol “Puma Tempo” endgültig Abschied nehmen.