Testbericht: Suunto Ambit3 Vertical
Hersteller: Suunto
Modell: Ambit3 Vertical HR
Geräteabmessungen: 50 x 50 x 15 mm
Display-Auflösung: 128 x 128
Gewicht: 74 g
Batterie: wiederaufladbarer Lithium-Ionen-Akku
Betriebsdauer: 10h (1s GPS-Genauigkeit), 15h (5s GPS-Genauigkeit), 100 h (1 min GPS-Genauigkeit)
UVP: 469 €
Testdauer: ca. 4 Wochen
Tester: Christian R.
Erster Eindruck und Verarbeitung
Das frische blaue Design der Ambit3 Vertical im Zusammenspiel mit der schwarzen Stahllünette gefällt unserem Tester auf Anhieb. Das Silikonarmband fühlt sich sehr weich und trägt sich angenehm am Handgelenk. Die Abmessungen der Suunto wirken in Anbetracht der Funktionsvielfalt schlank, so dass die Uhr durchaus auch alltagstauglich ist. Alle Funktionen werden mit Hilfe von fünf Knöpfen bedient. Der Druckpunkt der Knöpfe, unterstützt durch eine leichte Vibrationshaptik, ist sehr gut umgesetzt. Das Display kann in zwei Modi betrieben werde, schwarz auf hellem Hintergrund bzw. umgekehrt. Unser Tester kam mit der ersten Einstellung besser zurecht, letztendlich ist das aber Geschmackssache. Das Display ist in beiden Modi gut ablesbar.
Funktionalität
Die Suunto Ambit3 Vertical ist eine Multisport-Funktionsuhr. Wer die Uhr nur zum Trailrunning benutzt, kauft letztendlich viele Funktionen für nicht gerade wenig Geld, von denen man nur einen Bruchteil benutzen wird. Auf der anderen Seite bieten nur Uhren in diesem Segment vernünftige GPS-Zuverlässigkeit und genaue (barometrische) Höhenmessung. Wir beschränken uns hier also auf Funktionen, die für den Trampelpfadläufer relevant sind.
Die Bedienung über die fünf Knöpfe ist sehr intuitiv gestaltet. Die meisten Funktionen erschließen sich auch ohne Handbuchstudium. Um eine Aktivität zu starten, wählt man die entsprechende aus und schon geht’s los. Hier fällt vor allem auf, dass das GPS-Signal meist nach wenigen Sekunden schon gefunden wird. Nach gestarteter Aktivität können (entweder manuell oder automatisch) alle relevanten Information abgerufen werden. Die Displays können dabei sowohl in Anzahl als auch was die Inhalte anbelangt völlig frei konfiguriert werden (siehe unten). In den Standardeinstellungen merkt man, warum die Suunto den Zusatz Vertical besitzt, da ein besonderer Augenmerk auf Höhendaten (aktuelle Höhe, kumulierte Höhenmeter, Aufstiegsgeschwindigkeit, Höhenprofil, …) gelegt wird. Unser Tester ist mit den Standardeinstellungen für Trailrunning bestens zurecht gekommen und musste hier nichts anpassen. Neben den Displays können auch Parameter wie GPS-Genauigkeit oder Start/Stopp-Automatik ebenfalls individuell pro Aktivitätstyp eingestellt werden.
GPS-Genauigkeit
Um die GPS-Genauigkeit zu testen, hat unser Tester einige Touren mit der Suunto Ambit3 Vertical und der Garmin Fenix 3 unternommen. Die Daten der aufgezeichneten Touren (jeweils höchste Genauigkeit, sprich 1s Intervalllänge) werden in folgendem Diagramm visualisiert. Wie man erkennen kann, liegen die Tracks beider Uhren jeweils sehr dicht beieinander und zumeist auch recht gut auf den Wegen des zugrundeliegenden Kartenmaterials. Unser Tester verlor auf keiner seiner Touren (auch in den Alpen an steilen Felswänden) das GPS-Signal.
Die Ermittlung der Höhe erfolgt über die sogenannte FusedAlti-Funktion, eine Kombination aus barometrischer und GPS-basierter Höhenmessung. Eine Kalibrierung war dadurch nie nötig.
Auf dem Trail
Die Suunto Ambit3 Vertical tut, was man von ihr als hochwertige GPS-Uhr erwartet. Sie lässt sich auch während des Laufens gut bedienen und ist gut ablesbar. Das Silikonband trägt sich angenehm, wobei sich bei hohen Temperaturen viel Schweiß unter dem Armband bildet. Die Uhr versorgte unseren Tester während aller Testläufe zuverlässig mit allen relevanten Daten.
Unser Tester hat die Uhr ausschließlich im 1s-GPS-Intervallmodus betrieben. Nach dem längsten Testlauf von etwas über sechs Stunden stand die Batteriekapazität bei knapp 30 %. Die vom Hersteller angegebenen 10 h könnten somit knapp erreicht werden.
Konnektivität
Sowohl für iOS als auch für Android gibt es entsprechende Apps, mit Hilfe derer die Uhr einerseits konfiguriert werden kann, andererseit während laufender Aktivität zusätzliche Informationen angezeigt werden können. Außerdem können Nachrichten direkt vom Smartphone auf die Uhr übertragen werden. Während unser Tester auf die beiden letzten Funktionen verzichten kann, stellte sich vor allem die Möglichkeit der Konfiguration der Ambit3 über die App als äußerst komfortabel heraus. Hier ist Suunto eine sehr benutzerfreundliche Lösung gelungen.
Auch das Übertragen einer aufgezeichneten Tour mit Hilfe der App ist ein Kinderspiel. Nachdem einmal die Bluetooth-Konnektivität konfiguriert ist, werden die Daten bei aktiver App automatisch synchronisiert und auf Suuntos movescount-Portal hochgeladen. Dort können weitere Auswertungen unternommen werden.
Fazit
Unser Tester ist von der Suunto Ambit3 Vertical begeistert. Ihre einfache Bedienung, die zuverlässige GPS- und Höhenmessung und nicht zuletzt die gute Alltagstauglichkeit machen die Uhr zur Empfehlung, vorausgesetzt man ist gewillt, in das nicht ganz billige Vergnügen entsprechend zu finanzieren. Gemessen an der Konkurrenz in diesem Segment geht allerdings das Preis-Leistungs-Verhältnis voll in Ordnung.
Leider kann ich die durchwegs positive Rezension der abgespeckten Ambit nicht bestätigen und möchte noch meinen Sermon zum Besten geben.
positiv:
– Trackaufzeichnung ähnlich gut, wie bei allen anderen bekannten Herstellern.
– schneller GPS-SAT-Fix
negativ:
– die Synchronisierung mit der App ist gelinde gesagt eine Frechheit und “funktioniert” anscheinend nach dem Morseprinzip. Geht, geht nicht, geht nicht, geht, geh….nee, doch nicht.
– der HF-Sensor hat des öfteren Aussetzer oder zeichnet utopische Werte auf. Das ist mittlerweile meine 7.te Uhr mit Pulsmessung, aber solche Ausreißer habe ich selbst bei Noname-Kaffeeröster-Ticker nicht wahrnehmen können. Hinweis: der Gurt war ordentlich befeuchtet und nein, ich habe die Batterie am Sensor nicht gewechselt – ich habe eine neue Uhr gekauft und erwarte einfach, dass die Batterie auch neu ist.
– alle wichtigen Einstellungen können nur an der App oder im Online-Portal vorgenommen werden. Gut, wußte ich durch Lesen der Anleitung vorher, ist aber ein Problem, wenn man unterwegs noch eine Einstellung ändern will und die App wieder zickt oder man das Laptop nicht bei seinen Läufen mitschleppen wollte.
– die Buttons reagieren nicht immer oder zu oft, was einem, für meinem Empfinden, eher schwammigen Druckpunkt geschuldet ist
– so und nun zu meinem absolutem Killerargument: die 10h GPS-Aufzeichnung sind wahrscheinlich in Zusammenarbeit mit VW entstanden – sie sind nämlich nur auf dem Prüfstand erreichbar, in der Praxis bin ich bei 5 langen Läufen nicht mal in die Nähe der Stundenangabe gekommen. Bei letzten Lauf (navigieren entlang einer Route) war nach 5 Stunden Schicht im Schacht. D.h., ich kann keinen geplanten Ultra mit der Uhr laufen und genau dafür hab ich den Ticker eigentlich gekauft.
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Abschließendes Resumee: mir ist nach einer Woche wirklich nicht klar geworden, was Suunto da geritten hat um so eine Uhr auf den Markt zu werfen. Designmäßig ist es zur Ur-Ambit durch das Wegfallen des GPS-Hubbels ein Fortschritt, aber leider wurden auch die guten Eigenschaften der Ambit-Serie gleich mit beschnitten. Kein Wetterwarnung- bzw. -profil (bei einer Outdoor-Uhr, die extra für die Berge gedacht ist!!!!!) und eine grottige Akkuleistung. So nicht, Suunto
P.S. sorry Chris, bitte nicht persönlich nehmen, aber die Vertical ist einfach nur ein verunglückter Versuch eine alte Modellreihe nochmal zu reanimieren